Die homöopathische Behandlung eignet sich sehr gut zur Therapie vieler besonders chronischer Hautkrankheiten. Hier wird nicht symptombezogen behandelt, sondern die Hautkrankheit wird in der Gesamtheit mit allen anderen vorhandenen Körper- und Gemütssymptomen individuell ganzheitlich betrachtet.
Die klassische Homöopathie
Wähle um sanft, schnell und dauerhaft zu heilen in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann als sie heilen soll. (Samuel Hahnemann)
Die über 200 Jahre alte homöopathische Heilmethode arbeitet ganz im Gegensatz zur Schulmedizin mit Arzneien die vorhandene Symptome sozusagen imitieren, kurzfristig verstärken (Erstreaktion) und damit die Regulationsfähigkeit des menschlichen Organismus anregen, sich selbst zu heilen. Die schulmedizinische Art und Weise Krankheiten zu behandeln, ist dagegen symptombezogen ausgerichtet.
• Erhöhte Temperatur wird mit fiebersenkenden Mitteln behandelt (Unterdrückung der körpereigenen Regulation)
• Schnupfensymptome werden mit gefäßverengenden, absonderungshemmenden Medikamenten gestoppt
• Durch allzu häufige Gabe von z.B. Antibiotika wird das Immunsystem wiederholt unterdrückt mit der Folge zunehmender Infektanfälligkeit u.s.w.
Die Selbstheilungsfähigkeit wird mit richtig gewählten homöopathischen Medikamenten gestärkt, mit allopathischen Mitteln dagegen eher gehemmt.
Welche Schlüsse ziehen wir daraus?
Eine Hautkrankheit die vielleicht einmalig auftritt und kurzfristig unterdrückend mit einer Cortisonsalbe behandelt wird, wird das Immunsystem und die Regulationsfähigkeit kaum beeinträchtigen. Anders bei chronischen Hautkrankheiten wie z.B. Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte). Die langfristige Anwendung von unterdrückenden Externa (Cortisonsalbe/creme/lotio) bleibt nicht ohne Nebenwirkungen und hat zusätzlich ein Abhängigwerden der Haut zur Folge. Die Krankheit wird eher vertieft als geheilt. Ist es überhaupt sinnvoll eine chronische Hautkrankheit nur „von außen“ zu behandeln?
Wenn man die vielfältigen Entstehungsmechanismen betrachtet wie vererbte Veranlagung, Umweltbelastung, psychische Faktoren etc. ist dieses sicherlich in Frage zu stellen. Mit Hilfe der klassischen Homöopathie gibt es eine Möglichkeit den komplexen individuellen Symptomen die zu einer chronischen Krankheit führen – ganzheitlich - zu begegnen.
Die homöopathische Anamnese (Fallerhebung)
Um die von Hahnemann geforderte ähnlichste Arznei (Simillimum) zu finden, benötigen wir Homöopathen eine sehr ausführliche Fallerhebung, die ca. 60 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. In diesem vertrauensvollen Gespräch geht es um folgende Themenkomplexe:
• Welche ernsthaften Krankheiten sind in der Familie bisher aufgetreten?
• Frühere Krankheiten der Patientin/des Patienten
• Gemüts- und Wesenssymptome
• Besondere, individuelle, auffällige Symptome
• Allgemeinsymptome ( z.B. Essensvorlieben, -abneigungen, Schlafgewohnheiten, Verdauung, Temperaturempfinden etc.)
• Lokalsymptome und ihre Modalitäten (wann, wie, wo , wie oft), z.B. Hautveränderungen, Kopfschmerzen , Rückenschmerzen , Zahnprobleme etc.)
Homöopathen versuchen, neben der Anamnese nonverbale (über das Gespräch hinausgehende) Charakteristika des Patienten zu erfassen, um sich ein umfassendes Bild dieser Persönlichkeit zu machen. Während dieses Gespräches übernimmt der Homöopath die passive Zuhörerrolle, während der Patient sehr ausführlich Gelegenheit erhält, von sich zu erzählen.
Die individuellen Symptome der Anamnese werden bei der sogenannten Repertorisation nach ihrer Wichtigkeit geordnet. In den vergleichbaren Rubriken im Repertorium (ausführliches Symptomenverzeichnis) finden sich die in frage kommenden homöopathischen Mittel.
Eine Vielzahl von pflanzlichen, mineralischen, metallischen sowie einige von Tieren gewonnene homöopathische Mittel stehen zur Verfügung. Mit Hilfe von Arzneimittelprüfungen wurde und wird die komplexe Symptomatik, die potenzierte homöopathische Mittel nach wiederholter Gabe erzeugen können beschrieben. (Näheres in der homöopathischen Fachliteratur)
Je genauer die Gesamtheit der Symptome des Patienten mit den bekannten Charakteristika eines homöopathischen Mittels übereinstimmt desto wahrscheinlicher ist es das heilende Simillimum. Jedoch ohne die geniale Erkenntnis Hahnemanns, dass sich nämlich die heilende Wirkung erst durch das Verdünnen und Verschütteln der Substanzen entwickelt, hätten wir keine „potenten“ Heilmittel zur Verfügung.
Die homöopathische Therapie
Dilutionen (Flüssigkeiten) werden mit Alkohol verschüttelt, Globuli (Kügelchen) werden durch verreiben mit Saccharose (Rohrzucker) hergestellt. Je niedriger die Verdünnung und Potenzierung des Ausgangsstoffes ist (D-Potenzen), desto kürzer die Wirkdauer.
Das Mittel wirkt hierbei hauptsächlich auf der Körperebene. Die höher potenzierten homöopathischen Mittel (C-Potenzen) entfalten eine mehrere Wochen bis monatelange Wirkung über die Körperebene hinaus bis in die geistige und emotionale Ebene.
Ein homöopathisches Simillimum in Form einer Hochpotenz hat den enormen Vorteil nicht nur symptombezogen zu wirken und zu heilen. Nach der sogenannten Hering´schen Regel heilen die Krankheiten zuerst innerlich, dann äußerlich (z.B. erst das Asthma, danach das Ekzem) und von oben nach unten (Kopf – Rumpf - Beine) sowie in umgekehrter Reihenfolge ihres Erscheinens.
Immer wieder berichten Patienten, die ihr Simillimum erhalten haben von der positiven Wirkung auf der psychischen Ebene. Sie gewinnen Gelassenheit, Durchsetzungsfähigkeit und fühlen sich mehr „in ihrer Mitte". Es ist sehr beglückend für einen Homöopathen/in festzustellen, dass sich, während die Heilung voranschreitet, die Lebensumstände der Patienten zu wandeln scheinen, indem neue Entscheidungen getroffen werden, die zu mehr innerer Harmonie und Zentriertheit führen.
Die „prozessorientierte Homöopathie“ (basierend auf den Arbeiten von Hans-Jürgen Achtzehn und Arne Krüger, Berlin) befasst sich eingehend mit diesen tiefgreifenden Veränderungen während einer homöopathischen Konstitutionsbehandlung, die von Seiten des Therapeuten eine einfühlsame, geduldige Gesprächsbegleitung erfordert.
Die in der Schulmedizin übliche „5-Minuten-Medizin“ ist in einer homöopathischen Praxis völlig undenkbar und würde zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Eine ganzheitliche Behandlung erfordert Zeit, Ruhe und Vertrauen.
Den Kritikern der Homöopathie welche behaupten die Erfolge der homöopathischen Behandlung beruhten auf einem Placeboeffekt sei entgegengesetzt, dass nach Gabe des richtigen homöopathischen Mittels oft eine Erstreaktion (s.o., „Erstverschlimmerung“) auftritt, die im Grunde das Gegenteil eines Placeboeffektes darstellt.
Homöopathisches Mittel -> Erstreaktion -> Heilungsvorgang
Placeboeffekt -> scheinbarer Heilungsvorgang ->Verschlechterung
Es ist sehr erfreulich, dass sich immer mehr Patienten der Homöopathie zuwenden mit dem Wunsch nicht nur ihre Symptome behandeln zu lassen, sondern ganzheitlich als Mensch und individuell wahrgenommen, therapiert zu werden.